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Lebst du schon oder konsumierst du noch?

Es ist heute so leicht, in fremde Rollen zu schlüpfen. Wir tun es jeden Tag. Indem wir fremde Geschichten konsumieren. Indem wir etwas planen, statt es zu tun. Indem wir uns mit Kostümen und Requisiten eindecken, aber nicht auf die Bühne treten. Wir leben so oft lieber passiv als aktiv.


Endlich leben! Woohooooo! Was für ein Ausspruch! Als ob wir alle gammelige Zombies wären, die darauf warten, dass irgendjemand ein Gegenmittel findet und sie wieder zum Leben erwecken. Ja, das mit dem endlich leben ist eine ziemlich ausgelutschte Phrase. Und die Überschrift – das hast du sicher schon gemerkt – ist stark angelehnt an den Werbespruch eines großen Möbelherstellers.

Aber wenn wir so darauf anspringen, endlich leben zu wollen, dann muss uns doch irgendwie die Ahnung quälen, es jetzt noch nicht zu tun. Als ob das Leben darauf wartet, dass wir mitmachen. Es geht auch so weiter, jeden Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr, bis es vorbei ist.

Und doch haben wir offenbar oft das Gefühl: Das ist nicht das richtige Leben, das kommt erst noch.

Woher kommt dieses Gefühl? Warum glauben wir, dass wir noch am Startblock knien und erst dann loslaufen dürfen, wenn der Schiri in seine Pfeife pustet?

Ich glaube – und das ist meine ganz eigene, überhaupt nicht wissenschaftlich gestützte These – weil wir oft passiv leben anstatt aktiv.

Wie ich darauf komme? Ich habe es bei mir selbst gemerkt.

Wenn ich etwas wissen will, lese ich ein Buch darüber. Wenn ich etwas können will, lese ich ein Buch darüber. Neuerdings lese ich auch Blogs oder schaue mir Tutorials in Video-Form an. Ich habe total Bock, etwas auszuprobieren, doch anstatt das zu tun, lese ich mich erstmal ein. Erst die Theorie, dann die Praxis, ist ja klar. Am Ende habe ich mir dann so viel Wissen über dieses Thema angeeignet, dass es mich nicht mehr interessiert.

Was für ein Erlebnis… Tröttrötapplausjuchuu…

Das hinterlässt irgendwie einen schalen Nachgeschmack bei mir. Vor allem, wenn ich mir die vielen DIY-, Bastel- und Handarbeitsbücher ansehe, die ich mir im Laufe der Zeit gekauft habe. Wie viele Dinge daraus habe ich wirklich nachgebastelt? Die Zahl ist schwindend gering.

Dieser Blogbeitrag von Sandra ist mir in den letzten Tagen nicht aus dem Kopf gegangen. Sie schreibt darüber, dass viele Menschen lieber über Minimalismus lesen, als ihn in ihrem eigenen Leben umzusetzen. Und da habe ich mich gefragt, ob und wobei mir das schon passiert ist. Leider muss ich sagen: Oft. Ich schaue und lese gerne Berichte von Menschen, die es geschafft haben, wirklich einfach zu leben. Doch selber bringe ich die Energie oft nicht auf, wieder etwas auszusortieren. Oder, was noch anstrengender ist, mich dem Widerstand meiner Mitmenschen zu stellen.

Der Minimalismus der anderen ist nur ein Beispiel. Wie oft habe ich schon Geschichten von Menschen gelesen, die etwas geschafft haben, was ich mir wünsche. Doch anstatt die ersten Schritte in diese Richtung zu gehen und dann auch dran zu bleiben, habe ich es beim Lesen und Träumen belassen. Irgendwann dachte ich, ich wäre ein Scanner und das wäre eben meine Persönlichkeit. Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher.

 

Konsumieren statt leben

Noch eine Sache, die einen zurückhält: Das Planen. Ich plane wirklich gerne und detailliert, doch oft bleibt es dann auch dabei. Ich stelle mir vor, wie ich etwas tue und erreiche, ich halte es schriftlich fest, doch dann komme ich nicht weiter. Manchmal wünschte ich mir, da wäre jemand, der mir den Plan jeden Tag unter die Nase reibt, andererseits kann ich es nicht ausstehen, kontrolliert zu werden.

Früher kam bei mir nach dem Lesen und Planen noch eine dritte Stufe: Ich habe mir das nötige Equipment zugelegt. Irgendwann wollte ich unbedingt Filzen, also habe ich mir erstmal ein dickes Paket Wolle und Nadeln und Unterlagen und was man dazu nicht alles braucht gekauft. Ich dachte auch mal, Joggen würde mir Spaß machen, also habe ich mir so eine furchtbar enge Laufhose geholt (übrigens bin ich darin wirklich ein paar Mal gelaufen, aber dann war sie mir doch zu peinlich). Manchmal habe ich das neue Hobby wirklich ausprobiert, aber oft hat es mir schon genügt, mir die nötigen Sachen dafür zu kaufen.

Ich glaube, damit bin ich nicht alleine. Es gibt Menschen, die lesen kistenweise Reiseführer, kaufen sich ein Dreimannzelt und einen Schlafsack und belassen es dann dabei, von ihrem Trekking-Urlaub zu träumen. Manche machen eine Fortbildung nach der anderen, sparen sich einen Batzen Startkapital an und trauen sich dann doch nicht, ihr eigenes Geschäft zu eröffnen. Es gibt Städter, die lesen jeden Monat die Landlust, gärtnern auf dem Dach aber können sich niemals überwinden, ihren Wunsch vom Bauernhof auf dem Land in die Realität umzusetzen. Das Glück ist dabei immer nur den ersten Schritt entfernt.

Statt zu leben, konsumieren wir lieber. Anleitungen, fremde Geschichten, Wissen, Materielles. Wir gucken uns Abenteuerfilme an oder unsere Facebook-Timeline. Wir streifen durch Autohäuser und Online-Shops, lassen uns Dinge vorführen und erklären, aber bleiben dabei immer passiv.

Ist doch irgendwie blöd, oder?

 

Hast du das auch schon mal erlebt, dass du etwas tun wolltest, es dann aber beim Konsumieren und Informieren belassen hast?

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Der Beitrag Lebst du schon oder konsumierst du noch? erschien zuerst auf MalMini.


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